Wie alles begann
Die Gründerjahre (1925 – 1945)
Als im Jahre 1925 einige am Schießsport interessierte Männer einen Schützenverein ins Leben rufen wollten, wurde dies allgemein begrüßt. Man traf sich zur Gründungs- versammlung am 14. März 1925 im Lokal August Henkel (“Zur Linde”)
Anwesend waren damals laut Protokoll Karl Hainbach, Jakob Hahn, Werner Hainbach, Karl Velte, Ludwig Ritter, Karl Eckel, Ernst Grebe, Adolf Löber, Max Kirchner, Karl Löber , Willi Thome (Wolzhausen) Willi Krämer, Ludwig Blöcher, Karl Thome, Hermann Grebe, Albert Balzer, Heinrich Seibel, Heinrich Simmer, August Achenbach, Heinrich Henkel, Karl Henkel, August Henkel, Karl Roßbach, Rudolf Roßbach, Ludwig Henkel (Weifenbach), Otto Eckel, Karl Balzer und Georg Thome.
In den Vorstand wurden Gewählt: 1. Vorsitzender Jakob Hahn, 1. Platzmeister Karl Hainbach (Schießbetrieb), 1. Schriftführer Karl Velte.
Die vorrangige Aufgabe des neuen Vorstandes war es, einen geeigneten Platz für einen Schießstand ausfindig zu machen. Man entschied sich für den Apfelbach, wo heute noch das Schützenhaus steht. Am 12. Mai 1925 wurde mit der Gemeinde Wallau ein Vertrag abgeschlossen. Dann folgte der Bau der Schießhalle und der einzelnen Scheibenstände.
Zunächst wurde eine offene Halle errichtet, die später Umfassungswände erhielt. Ferner wurden anschließend die Scheibenstände auf 100 und 175 Meter in Beton mit vorschriftsmäßiger Deckung und Kugelfang gebaut. Später wurde dann der 300 Meter Stand errichtet. Zuletzt kam der Kleinkaliberstand auf 50 Meter hinzu, welchem zwei Scheibenzüge für Pistole angegliedert wurden.
Im Jahre 1934/35 wurden der Hügel vor dem Eingang der heutigen Halle abgetragen und eingeebnet und ein Fahrweg zur Halle angelegt.
Der Jahresbeitrag betrug 6 Reichsmark, die Aufnahmegebühr war auf 15 Reichsmark festgesetzt. Außerdem wurde ein Sonderbeitrag von 20 Reichsmark und später nochmals von 10 Reichsmark erhoben. Der Verein zählte zu dieser Zeit rund 60 Mitglieder.
Die heutige Vereinsfahne wurde im Jahre 1927 für 575 Reichsmark von der Bonner Fahnenfabrik gekauft. Damit konnten dann die Aktivitäten der Schützen beginnen.
Am 11. Oktober 1925 fand das erste Schießen, verbunden mit einer Kartoffelbratpartie, statt. Am 3. Osterfeiertag wurde in jedem Jahr das Schießen zünftig eröffnet. Es wurden bald gute Leistungen gezeigt und man nahm an Kreis-, Gau- und Mannschaftswettkämpfen des Deutschen Schützenbundes teil.
Im Jahre 1927 wurde eine Königskette angeschafft, die noch heute der jeweilige Schützenkönig trägt. Das Königsschießen fand alljährlich im Juni oder Juli statt. Geschossen wurde auf verschiedene Scheiben nach Ringen. Der beste Schütze wurde Schützenkönig.
Mit der Gleichschaltung der Vereine und der Veränderung im Deutschen Schützenbund ließ der Schießbetrieb erheblich nach. Das letzte größere Schießen wurde vom Schützenverein Marburg im Jahre 1937 ausgerichtet. Es war das letzte Schützenfest, zu dem sich alle Vereine Nordhessens nochmals zusammenfanden. Dann ging es mit dem Schießen bergab. Die Schießstände mussten gegen eine Benutzungsgebühr von 2 Reichsmark pro Schießen (die später auf 1,50 Reichsmark herabgesetzt wurde) der SA zur Verfügung gestellt werden. Auch mit der Bezahlung dieses Betrages hatte der Verein größte Schwierigkeiten. Der Schießbetrieb ging immer mehr zurück und kam im Kriege vollständig zum Erliegen.
In jenen Jahren verstarb auch der verdiente Vorsitzende Jakob Hahn, der sein Amt seit Gründung des Vereins geführt hatte.
Nach dem Krieg (1945 – 1975)
Nach 1945 wurde der Schießsport zunächst verboten. Laut Gesetz der Besatzungsmacht galt der Verein als aufgelöst. Die Waffen wurden von der amerikanischen Besatzungsmacht zum Teil vernichtet oder von den Soldaten mitgenommen. Am 8. Juli 1949 fand die erste Zusammenkunft der Schützen nach dem 2. Weltkrieg statt, bei der über eine Neugründung des Vereines diskutiert wurde.
Die Vereinsfahne hatte Schützenbruder Karl Velte über den Zusammenbruch gerettet und am 9. August 1952 trafen sich 21 Mitglieder, um den Verein wieder aufleben zu lassen.
Dies waren: August Achenbach, Albert Balzer, August Balzer, Christian Berge, Christian Grebe, Hermann Grebe, Willi Grebe, Rudolf Hainbach, Karl Kremer, Wilhelm Kremer, Karl Rupp, Karl Schmidt, Martin Seibel, Rolf Seibel, Georg Thome, WalterThome, Christian Velte, Karl Velte, Heinrich Weber, Otto Weigel und Willi Wenner.
Es wurde ein neuer Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender war Georg Thome, 2. Vorsitzender Christian Berge, Schriftführer Rudolf Hainbach, Kassenwart Willi Grebe und Platzmeister Christian Grebe.
Jetzt kam wieder Leben in das Schützenhaus im Apfelbach und viele fleißige Hände brachten es wieder in einen würdigen Zustand. Bald fielen auch die ersten Schüsse und im Jahre 1953 konnte wieder ein Königsschießen stattfinden. Die meisten Ringe schoss Schützenbruder Anton Vogt und er wurde somit der erste Schützenkönig nach dem Krieg.
Der 15. Dezember 1961 war der schwärzeste Tag für die Wallauer Schützen. In den Abendstunden brannte ihr in jahrelanger Mühe und Arbeit errichtetes Schützenhaus bis auf die Grundmauern ab. Alle ideellen Werte wie Urkunden, Ehrenscheiben, Pokale und vieles mehr gingen verloren. Also galt es, wieder einmal ganz von vorne anzufangen. Dank vieler Bemühungen der Mitglieder konnte der Verein sein Schützenfest 1962 in einem neuen und noch schöneren Schützenhaus feiern. Im selben Jahr wurde noch eine Warmluftheizung eingebaut.
Im Jahre 1958 wurde der Modus des Königsschießens geändert. Wurde bisher das Leistungsprinzip bevorzugt, schossen die Schützen in diesem Jahr zum ersten Mal auf einen hölzernen Vogel. Die neue Art des Königsschießens wurde in der Generalversammlung am 11. Januar 1958 abgesegnet. Schützenkönig wurde, wer den letzten Span vom Vogel abschießt. Außerdem wurden auch noch drei Ritter ausgeschossen. Wer dem Königsadler die Krone abgeschossen hat ist Kronen- oder 1. Ritter. In seinen Fängen hält der Adler den Reichsapfel und die grüne Vereinsfahne. Wer den Apfel herunterschießt ist Apfel- oder 2. Ritter und wer die Fahne trift, ist Fahnen- oder 3. Ritter. Auch durfte sich in jenem Jahr der Schützenkönig das erste Mal eine Schützenkönigin wählen. Beide werden in feierlicher Form zum Königspaar gekürt und werden mit ihren Rittern ein ganzes Jahr den Verein würdig vertreten.
Im Jahre 1962 entwarf Schützenbruder Carl Eckel für den Schützenverein Wallau ein eigenes Vereinswappen. Es besteht aus einer angedeuteten Ringscheibe mit Pfeil und Bogen vor dem ebenfalls von ihm entworfenen Wallauer Wappen.
Zum 40jährigen Bestehen im Jahre 1965 wurde eine Gedenktafel für die gefallenen Schützenbrüder im zweiten Weltkrieg an der Schützenhalle angebracht. Entworfen hat diese Tafel Kurt Meissner. Gegossen wurde sie in der Metallgießerei von Karl Kremer.
In der Generalversammlung am 7. Januar 1966 in der “Linde” gab Vorsitzender Georg Thome aus Altersgründen sein Amt ab. Die Versammlung wählte Willi Grebe einstimmig zu seinem Nachfolger. Außerdem wurde zum ersten Mal ein Ältestenrat gewählt. Er bestand aus : Hermann Grebe, Christian Berge, Leonhard Seibel und August Balzer.
Eine neue Schießanlage (1975-1990)
Bis zum 50jährigen Bestehen des Vereins im Jahre 1975 wurde das Schützenhaus erheblich erweitert. Nach Abschluss aller Arbeiten befinden sich im neuen Schützenhaus nun sechs Kleinkaliberstände (50m), zehn Luftgewehrstände (10m), vier Zimmerstutzenstände (15m) und fünf Pistolenstände (25m) mit Duellanlage. Die Anlagen entsprechen den Vorschriften des DSB.
Am 10. Mai 1975 wurden die neuen Schießanlagen mit einem Preisschießen eröffnet. Vom 13. bis 16. Juni 1975 fand das große Jubiläumsschützenfest zum 50jährigen Bestehen des Schützenvereins Wallau auf dem Festplatz an der Lahn statt. Musikalisch unterstützt wurde der Verein von den “Original Schapbacher Schwarzwaldmusikanten” und der Wallauer Blaskapelle.
Am 14. Januar 1977 bei der Generalversammlung im Gasthof Hildebrand trat Vorsitzender Willi Grebe von seinem Amt zurück. Die Vereinsführung übernahm Paul Hainbach, der einstimmig gewählt wurde. Laut Protokoll betrugen die Mitgliedsbeiträge in diesem Jahr für Jugendliche unter 16 Jahren 4 Mark, für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren 8 Mark, für Erwachsene 24 und für Damen 8 Mark. Eine Aufnahmegebühr wurde nicht mehr erhoben.
Auch wurde in diesem Jahr das erste Mal angeregt, ein Pokalschießen mit den örtlichen Wallauer Vereinen durchzuführen. Gesagt, getan! So fand das erste Schießen am 9. Juni 1977 unter der Beteiligung von 28 Mannschaften statt. Dieses Schießen wird auch heute noch mit großer Begeisterung angenommen. Es findet jedes zweite Jahr statt. Außerdem wurde zu dem Pokalschießen seit 1990 für die 12 bis 15jährigen ein Jugendpokalschießen hinzugefügt, bei dem schon einige Talente ihre Begeisterung für den Schießsport entdeckt haben.
Im Winter 1982 machten der Verein sich Gedanken über einen neuen Thekenbereich im Schützenhaus, da Küche und Theke nicht mehr den Vorstellungen entsprachen. Da der hintere Teil im Vereinsheim kaum genutzt wurde, verlagerte man alles vor das schöne bleiverglaste Fenster, das Christian Grebe dem Schützenverein hatte zukommen lassen.
So baute der Verein 1983/84 eine neue moderne Küche, sowie einen großen Thekenbereich, um den Festivitäten gelassen entgegenblicken zu können. Außerdem wurde auch erstmals ein fester Thekendienst für die Trainingstage eingerichtet.
Die Vereinsfahne die nun schon alt und brüchig geworden war, wurde im Jahre 1986 dank großzügiger Spenden von der Firma Fahnenfleck restauriert.
Im Jahr 1987 fand zum letzten Mal ein Wintervergnügen statt, was der Verein seit 1953 alljährlich durchgeführt hatte, da scheinbar kein Interesse mehr an dieser Veranstaltung bestand.
1988 standen wieder einmal einige Renovierungsarbeiten an. Es musste eine neue Decke in die Herrentoilette eingebaut werden, das Dach des Pistolenstandes wurde erneuert und das Vereinsheim bekam einen neuen Anstrich.
Am 14. September 1988 verstarb plötzlich Vorsitzender Paul Hainbach und der 2. Vorsitzende Frank-Georg Thome übernahm die Vereinsführung kommissarisch bis zur Generalversammlung am 20. Januar 1989, in der er als 1. Vorsitzender einstimmig bestätigt wurde.
In diesem Jahr wurde im KK-Stand ein neuer Schaltschrank gesetzt und im Pistolenstand ein neuer PVC Boden gelegt. Außerdem musste eine neue Abdeckung für die Pistolenanlage angebracht werden. Des weiteren wurden am Schützenhaus Balken, Bohlen und Beleuchtungskörper ausgewechselt. Diese Arbeiten wurden von 18 Mitgliedern in 170 Arbeitsstunden ausgeführt.
Wenig erfreulich war für den neuen Vorstand ein Einbruch vom 21. auf den 22. Januar 1989 in das Vereinsheim, bei dem vier Luftgewehre, eine Luftpistole, ein Scheibenstutzen und sämtliche Futterale entwendet wurden.
Modernisierung (1990-2001)
Im Sommer 1990 wurde eine Telefonleitung ins Schützenhaus gelegt. Seitdem ist man im Apfelbach jederzeit erreichbar, was manchen Schützen Sonntags beim Frühschoppen gar nicht so recht war. ;-)
Auch musste in diesem Jahr der Altbau ein neues Dach und eine neue Isolierung bekommen. Erstmals wurde 1991 angeregt, auch für die Jugend ein Königsschießen zu veranstalten, welches mit Begeisterung von den Jungschützen angenommen wurde. Erster Jugendkönig wurde Stefan Runkel.
Am 30. Januar 1993 stellte sich bei der Generalversammlung Vorsitzender Frank-Georg Thome nicht mehr zur Wahl. Vorgeschlagen und gewählt wurde Hannelore Grebe, die bis zum heutigen Tag die Vereinsführung innehat. 1993 wurde auch das Schützenhaus auf Vordermann gebracht. Unter der Leitung von Günther Weide wurde bei pausenlosem Einsatz wochenlang renoviert. So wurden die Wände vertäfelt und verklinkert, die Decke gestrichen und ein neuer Kaminofen von Frank Thome gesetzt. Auch neue Gardinen wurden aufgehangen und die Schützenhalle erstrahlte in neuem Glanz.
1996 wurden kurz vor der polizeilichen Standabnahme die Gesetze für die Schießstätten verschärft, woraufhin auch im Pistolenstand einige Mängel gefunden wurden. Hier waren die Pistolenschützen gefordert und brachten ihn auf den neuesten Stand.
Immer wieder kam von den Gewehrschützen der Antrag, den KK-Stand zu beleuchten. Dies geschah dann endlich im Jahre 1999. Karl-Georg Thome und Horst Hainbach setzten eine neue Außentreppe. Am 17. Mai 1999 kauften die Schützen von der Stadt Biedenkopf das bis zu diesem Zeitpunkt gepachtete Gründstück auf dem das Schützenhaus steht.
7813 m² gingen in den Besitz des Schützenvereins Wallau über.
Eine langjährige Verbundenheit pflegen die Schützen mit den befreundeten Schützen-
vereinen aus Bad Laasphe, Biedenkopf und Gönnern, indem man sich jedes Jahr gegenseitig bei Schützenfesten, Bällen und anderen Festivitäten besucht.
Traditionell feiert man jedes Jahr das Schützenfest im Juni, veranstaltet im September eine zünftige Bratpartie, sowie das Abschlussschießen mit Kaffee und Kuchen. Der Nikolaus kommt in der Adventszeit und bringt der Schützenjugend kleine Geschenke. Die Erwachsenen gestalten jährlich ein Päckchenschießen mit Adventsessen.